Die Sache mit den Hunden begann vor 22 Jahren: Unsere Tochter wollte unbedingt einen, mein Mann wollte auf keinen Fall einen.
Also stand nach ausführlichen Diskussionen und Überlegungen fest: Ein Hund durfte einziehen, ein kleiner sollte es sein und aus dem Tierschutz sollte er kommen. Als Kind hatte ich einen Hund aus dem Tierheim und wir sind sehr glücklich miteinander gewesen.
Da im Umkreis von ca. 100 Kilometern kein Tierheim einen kleinen Hund für uns hatte, griffen wir auf das damals noch recht neue Internet zurück. Wir stießen auf den Tierschutzverein Ajucan Mallorca Hundehilfe e.V. Unsere damalige Vermittlerin ist bestimmt einigen aus dem Fernsehen bekannt: Karin Mück betreibt mittlerweile mit ihrem Lebensgefährten in Budjadingen den Hof Butenland, ein Altersheim für Kuh & Co.
Nach langen Gesprächen mit Karin Mück war unser erster Hund gefunden: LLuc ca 1 Jahr alt. Ein rundum toller Hund, der sich problemlos in unser Leben und unsere Herzen einfügte.
Es dauerte nicht lange, da brannte mein Herz für einen zweiten Hund. Wir wandten uns erneut an den Verein Ajucan. Karin Mück meinte, sie hätte da vielleicht einen zu uns passenden Hund. Pico, auch ca. 1 Jahr alt, nur Haut und Knochen, eher unterwürfig und gerade bei ihr auf Pflegestelle. Wir machten uns also mit Lluc auf den Weg, um zu gucken, ob sich die beiden Hunde verstehen würden.
Es war ein Volltreffer, Lluc und Pico waren von Anfang an dicke Freunde, lustige, fröhliche und sehr kooperative Hunde. Es folgte eine sehr schöne Zeit, bis nach 5 Jahren dunkle Wolken aufzogen.
Pico ging es plötzlich nicht gut und nach einigen Behandlungen und Untersuchungen stellte sich heraus, dass er schwer nierenkrank war.
Mein geliebter Pico starb kurz darauf mit nur sieben Jahren an Nierenversagen. Für mich brach eine Welt zusammen, ich war untröstlich und habe nur noch geweint. Überall, in der Bank, im Supermarkt, im Auto...... Mein Seelenhund Pico war tot. Auch jetzt beim Schreiben, nach so vielen Jahren, laufen die Tränen.
Auch LLuc vermisste Pico so sehr, das nach kurzer Zeit Greta aus Spanien bei uns einzog. Sie war in der Nähe auf einer Pflegestelle. Wir besuchten sie und Lluc war sofort verliebt. Die Beiden verstanden sich von Anfang sehr gut, obwohl Greta ein ganz anderer Charakter war als Pico.
Greta war eine temperamentvolle Hündin und machte viel Quatsch. Toilettenpapierrollen waren ihr persönliches Eigentum, wurden komplett abgerollt und im Haus verteilt, am besten gleich mehrere auf einmal. Der gelbe Sack war auch immer ein dankbares Opfer.
Lluc kam langsam in die Jahre und wir überlegten, ob wir schon jetzt einen dritten Hund in die Familie holen sollten.
So kam der erste Hund aus Andalusien zu uns. Theo, 4 Jahre alt. Theos Körper war übersät mit Narben und er humpelte deutlich. Uns wurde gesagt, dass er wohl entweder einen Autounfall gehabt hatte, der nie medizinisch versorgt wurde, oder dass er misshandelt worden sei. Seine Vermittlungschance: eher schlecht.
Theo war zu Beginn sehr unsicher, verstand sich aber direkt gut mit den anderen Hunden. Spazierengehen war von Anfang an kein Problem, und Theo wurde bald selbstsicherer und manchmal sogar frech. Dabei ist Theo ein rundum freundlicher Hund. Er liebt seine Mädels, Kinder und sein „Baby“, ein Stofftier, welches er liebt und behütet.
Drei Monate später starb Lluc nach einem langen schönen Hundeleben. Wir vermissen ihn noch heute.
Jetzt kommt auch endlich der Verein Tierhilfe Hundeglück e.V. ins Spiel!
Wir wollten gerne wieder einen dritten Hund zu uns holen. Das Internet bot mittlerweile ganz andere Möglichkeiten und so bin ich bei der Vermittlungsplattform Shelta.de auf Marta aufmerksam geworden. Ich wollte gerne wieder einen kleineren Hund, Theo verliebte sich grundsätzlich in helle Hündinnen: Marta schien perfekt!
Ich nahm Kontakt zu dem Verein auf, der Marta vermittelte: Tierhilfe Hundeglück e.V. Das erste Gespräch mit Bärbel Elam werde ich nie vergessen. Als ich sagte, dass ich Interesse an Marta hätte, antwortete Bärbel mir in etwa Folgendes: „Ich habe Tränen in den Augen, das sie sich für diesen Hund interessieren.“
Marta war sieben Jahre alt, krank, total schüchtern und konnte nicht an der Leine laufen. Also nicht so in der Art „an der Leinenführigkeit muss gearbeitet werden“. Nein, Leine und Marta, das funktionierte nicht. Ich musste erstmal schlucken. Zwei Hunde, sechs Katzen, fünf Pferde, zehn Hühner – und nun Marta. Würden wir das schaffen? Nach kurzem Überlegen stand fest: das schaffen wir auch noch!
Mit Theo und Greta im Gepäck fuhren wir nach Hannover, um Marta vom Flughafen abzuholen. Aus der Transportkiste krabbelte eine kleine Schnecke. So bezeichne ich Marta heute noch. Sie hat das Grundtempo einer Schnecke. Und zwar immer und ausnahmslos. Zum Auto mussten wir sie tragen, da sie sich weigerte, selbst zu laufen.
Zuhause angekommen fügte sich Marta problemlos in unser kleines Rudel ein.
Am zweiten Tag ging Marta an der Leine spazieren. Großes Erstaunen bei Bärbel.
Marta hat sich prächtig entwickelt, ist frech, möchte gerne so oft wie möglich ihren Kopf durchsetzen. Andere Hunde mag sie nicht, von ihrem Lieblingsschlafplatz hat sie den ganzen Hof im Blick und Essen ist ihr Leben. Also durch und durch ein Charakterhund.
Es folgte eine schöne Zeit.
Im Dezember 2018 erkrankte plötzlich unser Sohn schwer, ebenso ein guter Freund. Und Greta ging es aus heiterem Himmel plötzlich schlecht. Nach einigen Untersuchungen wurde bei Greta Krebs diagnostiziert. Sie war nie vorher krank gewesen.
Am 18.12. 18 verstarb Greta und am 20. 12. 18 unser guter Freund. Ich war fassungslos, unendlich traurig, verstand die Welt nicht mehr. Aber das war noch nicht das Ende.
Am 1. Weihnachtstag 2018 wurden Theo und ich morgens um 6 Uhr im Dunkeln bei uns auf dem Hof von zwei entlaufenen Kangals (anatolische Herdenschutzhunde) angegriffen. Die Kangals stürzten sich sofort auf Theo mit der eindeutigen Absicht, ihn zu töten. Weil ich den Haustürschlüssel von außen auf der Tür hatte stecken lassen konnten wir uns in letzter Sekunde ins Haus retten.
Theo kam mit 13 großen Bisswunden, diversen Prellungen und Blutergüssen in eine Klinik. Er hat es nur knapp überlebt.
Normalerweise begleitet Marta Theo und mich morgens in den Pferdestall. Nur an diesem Morgen wollte sie irgendwie nicht. Das hat ihr das Leben gerettet. Die gemächliche Marta hätte es nie rechtzeitig ins Haus geschafft.
Theo hat sich körperlich gut erholt, das Trauma ist bei ihm und auch bei mir geblieben.
Der Frühling kam, unser Sohn war zu unserem großen Glück wieder gesund und ich begann, mich wieder nach einem dritten Hund zu sehnen.
Ich kontaktiere Bärbel.
„Ich hätte da vielleicht etwas für Euch. Eine kleine Hündin, sechs Jahre alt. Sie hat allein in den Bergen gelebt, bis sie zusammen mit ihren vier Welpen von unserem spanischen Partnerverein eingefangen wurde.“
Im April 2019 zog Paula bei uns ein. Paula ist meine kleine Fee, unsicher und ängstlich, kooperativ und schlau. Am liebsten liegt sie im Garten in der Sonne und beobachtet das bunte Treiben auf unserem Hof.
Ab jetzt ist alles gut, keine Katastrophen mehr.
Es war eine lange Zeit mit unseren Hunden, eine Zeit voller Liebe und Glück, aber auch Verzweiflung und Tränen.
Aber keine, nicht eine Minute davon möchte ich missen oder habe ich bereut.
Neuen Adoptanten möchte ich mit auf den Weg geben, Geduld zu haben. Die Hunde ankommen zu lassen und sich und den Hunden Zeit zu geben. Und gut zu überlegen, welcher Hund zu Euch passen könnte.
Alles, was Ihr gebt, kommt tausendfach zu Euch zurück.
Vielen, lieben Dank, an die Autorin!
Silke, die Hundemama von Marta und Paula, hat diese liebevoll geschriebene Story verfasst.